Was dich bis hierhin gebracht hat, wird dich noch weiterbringen!

Eine Aussage, die Ambivalenz bei mir erzeugt

Dieses Plakat stach mir auf dem Weg zur Bahn ins Auge und sofort fingen bei mir zwei Stimmen zu diskutieren an. Die innere Mediatorin ereiferte sich: „Na schönen Dank! Stimmt. Genau dieses Verhalten und das Mehr-des-Gleichen hat meine Klient:innen doch in die Eskalation getrieben! Wenn sie diesem Impuls weiter folgen, dann ist doch klar, dass sie damit die Eskalation in 7-Meilen-Stiefeln vorantreiben.“

Daraufhin ereifert sich die innere Coachin: „So kann man das sehen, muss man aber nicht. Meine Klient:innen haben häufig einen viel zu defizitären Blick auf das, was sie bislang geleistet haben und das was sie können. Ein Teil meiner Arbeit besteht immer mehr darin, die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was alles schon da ist, was alles schon erreicht wurde. Ressourcenorientierung ist im Coaching ein wesentlicher Baustein.“

Mediatorin: „Ja, Ressourcenorientierung ist ein wesentlicher Baustein. Nur braucht es häufig eine andere Kombination der Ressourcen, so zu sagen einen Kompetenztransfer von der einen Situation in die andere. Meine Klient:innen müssen in der Konfliktklärung natürlich auch nicht das Rad neu erfinden. Auch sie greifen für Lösungen häufig auf etwas zurück, was sich in anderen Kontexten oder bei Kolleg:innen etc. bereits bewährt hat. Nur DAS Verhalten, was sie bislang gezeigt haben, das ist für die Zukunft auf jeden Fall kontraproduktiv. Sonst würden sie ja siegesgewiss ihren Konflikt fortführen und nicht bei mir in einer Konfliktklärung sitzen.“

Coachin: „Ok, auch in meiner Arbeit geht es häufig darum, den Blick auf das zu richten, was an Kompetenzen noch nicht zum Einsatz gekommen ist, was  also aktuell situativ noch brach liegt, aber meiner Klientin grundsätzlich als Ressource zur Verfügung steht. Da haben wir etwas gemeinsam. Häufig muss durch Reflexion, Neubewertung und bewusster Handlungsplanung eine Art „Umshiften“ im Verhalten vorgenommen werden, um Situationen noch adäquater und erfolgreicher begegnen zu können. Und so entsteht natürlich letztendlich etwas Neues; eine neue Kombination aus Situationsbewertung und Reaktion, mit dem Ziel, eine neue positivere Wechselwirkung mit anderen zu initiieren. Allerdings passiert das nur in wenigen Fällen von heute auf morgen. Meistens bedeutet das, stumpfes Üben. Also Wiederholen, bis diese neue Kombination zur Routine geworden ist.“

„Darin ähneln sich die Vorgehensweisen dann wieder. Genau das ist die Krux bei vielen Konfliktlösungen. Sie bestehen aus neu zusammengesetzten Verhaltensweisen, die in dieser Kombination noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen sind. Das bedeutet: Üben, Reflektieren, Üben, Reflektieren, bis es irgendwann völlig normal erscheint. Deshalb predige ich meinen Klient:innen auch meistens zum Prozessabschluss, dass sie fehlerfreundlich mit sich und den anderen umgehen sollten. Das ein „Rückfall in alte Muster“ in den meisten Fällen nicht bösartiger Vorsatz ist, sondern nur ein Hinweis darauf, dass die neue Art des Umgangs miteinander noch nicht gefestigt ist. Und das genau deshalb routiniertes gemeinsames Reflektieren so wichtig ist.“ So abschließend die Mediatorin.

Denn dann kam die Bahn.

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