„Bleibt mir bloß weg mit den Retrospektiven!“

Retrospektiven sind längst kein Geheimtipp mehr. Eher im Gegenteil. Jede*r kennt sie und weiß, dass sie gut für die Zusammenarbeit im Team sind. Mittlerweile ergeht es uns mit ihnen aber ein wenig so wie mit der ‚gesunden Ernährung‘. Wir wissen, dass es eigentlich gut für uns wäre…, aber….

In vielen Teams gilt inzwischen: Wir arbeiten zwar agil und machen vielleicht sogar Scrum, aber für Retrospektiven haben wir keine Zeit. Der Verzicht hat ähnliche Folgen wie der auf gesunde Ernährung. Mit dem Weglassen der Retrorunden verzichtet das Team nämlich auf den Motor für Prozessverbesserungen.

Wenn wir tiefer schürfen, ist es aber nicht nur die liebe Zeit, an der es hängt. Auch hier gilt der leidige Satz, wir haben genügend Zeit, wir priorisieren bloß anders.

Die Neigung, Retros ziemlich schnell Retros sein zu lassen, kann meines Erachtens noch und vor allem auf eine andere Sache zurückgeführt werden. Unsere Fehlerkultur. Fast jedes Unternehmen schreibt sich mittlerweile einen konstruktiven Umgang mit Fehlern auf die Fahnen. Der gelebte und erlebte Alltag sieht aber bei den meisten von uns immer noch anders aus. (Wenn wir an dieser Stelle einmal wirklich ehrlich zu uns sind 😊). Fehlermachen gilt immer noch als problematisch. Es ist uns deshalb unangenehm, über Fehler zu sprechen und diese dann im Team auch noch zuzugeben. Klar, es geht in den Retrospektiven nie darum, einen Schuldigen zu finden oder festzuhalten, wer an welcher Stelle zum Scheitern beigetragen hat. Aber es fühlt sich leider manchmal doch so an. Unser Erleben unterliegt leider auch der Macht der Gewohnheit.

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