Rituale – die verkannten Transformations-Booster

Rituale in unserem Alltag?!

Ich halte mich für einen flexiblen Menschen. Ich neige eher dazu, von gleichbleibenden Tätigkeiten gelangweilt zu sein. Zu viel an Routine ist nichts für mich. Und dennoch; fragt man mein Umfeld, so würde sich schnell herausstellen, dass es wiederkehrende Momente gibt, an denen ich mit aller Rigidität hänge. Die ich mir unter keinen Umständen nehmen lassen würde. Dazu gehört zuallererst einmal mein morgentliches Kaffeeritual. Muss ich den Tag anders starten, hängt dessen gelingen gefühlt am seidenen Faden. Dieses allmorgendliche Ritual gibt mir das tägliche Quäntchen Sicherheit, das ich brauche, um mich all dem Neuen und Spontanen meines nie gleichaussehenden Tagesablaufes stellen zu können. Es gibt mir Orientierung in all den neuen Herausforderungen. Es gibt mir einen Moment der Ruhe, bevor ich mich dem Trubel und der Komplexität mit Energie entgegenwerfe.

Rituale im agilen Arbeitsalltag

Genau dieses und noch einiges darüber hinaus leisten Rituale in der Arbeitswelt. Im Bewältigen des VUCA-Alltags, im Umgang mit Herausforderungen. Und vor allem bei der positiven Auseinandersetzung mit Transformationsanforderungen. #Agilität oder noch genauerein #agilesMindset steht nicht im Widerspruch zu Ritualen. Wenn wir genauer hingucken, sind viele #agileFormate nichts anderes als Rituale. #Retrospektiven, #Reviews, #Dailys, oder #Stand-ups sind nichts anderes als wiederkehrende Arbeitsmomente mit festen Abläufen – also Rituale. Sie sorgen genau mit dieser festen Struktur für Sicherheit und Effektivität.

Wenn wir einmal auf die Forschung gucken, wird schnell plausibel, warum diese modernen Arbeitsformate so eine Zugkraft haben. Sie bilden die Brücke zwischen zwei psychischen Grundbedürfnissen: Sicherheit/ Orientierung und Wandel/Weiterentwicklung. Und genau, weil sie dies tun, können sie Transformationen einen enormen Boost versetzen. Sie vermitteln uns das Gefühl von Zufriedenheit und Kontrolle und wirken nachweißlich stressreduzierend in #Transformationsprozessen. Darüber hinaus steigern sie das Zusammengehörigkeitsgefühl in Teams und wenn es richtig gut läuft auch noch die Motivation.

Rituale im Umgang mit Konflikten

Rituale können Teams darüber hinaus in ihrem #Konfliktmanagement unterstützen. Die #paradoxeIntervention ‚Der Schuldige der Woche‘ beispielsweise unterstützt Teams darin, sich nicht lange mit der Suche nach dem vermeintlich Schuldigen, demjenigen der es verbockt hat, aufzuhalten, sondern schneller in die Lösungsorientierung zu kommen, bzw. darin stabiler zu bleiben. Denn der Schuldige steht für die Woche fest. Ein weiteres kleines Konfliktmanagement-Ritual mit hoher Wirkkraft ist ein vereinbartes visuelles Signal – z.B. eine gelbe Karte -, um anzudeuten, dass die sachliche Ebene in der Diskussion gefühlt verlassen wird. Der Vorteil des visuellen Winks ist, dass der Rechtfertigungsimpuls aller anderen deutlich kleiner ausfällt, als wenn diese Beobachtung verbalisiert werden würde.

Rituale, also nach einem bestimmten Muster ablaufende, wiederkehrende Handlungen, können eine große Kraft entfalten. Deshalb sollten wir sie gezielt und bewusst implementieren, denn das geht! Allerdings sollten wir dafür einige Leitplanken beachten:

Rituale?! Dann gleich richtig!

  1. Es braucht einen echten Bedarf. Rituale brauchen eine Lücke, die sie schließen können, ein Bedürfnis, das sie erfüllen können. Ansonsten verkommen Rituale zu sinnentleerten Zeremonien.
  2. Wirb für deine Ritualidee, aber zwinge sie niemandem auf. Beispielsweise kann ein regelmäßiges Teamevent, das als motivierendes gemeinsames Highlight gedacht war, schnell als Rohrkrepierer enden, wenn sich einige dazu genötigt fühlen. Setze lieber auf die Sogwirkung der positiven Berichte.
  3. Nenne es bloß nicht Ritual. Viele verbinden damit nicht unbedingt Leichtigkeit und Esprit.
  4. Erkläre den Sinn und Zweck deines Vorschlags. So hilfst Du vielen über die erste Hürde des Ungewohnten hinweg.
  5. Sorge dafür, dass dein Vorhaben ‚Wums‘ hat. Es soll Spaß machen und braucht einen Spannungsbogen. Gehe lieber das Risiko ein, dass einige anfangs ungläubig den Kopf schütteln, als dass sie dir in ihrer ‚alles schon gehabt Komfortzone# wegdämmern.
  6. Betrachte Rituale nicht als gemacht für die Ewigkeit. Auch sie haben ihr Verfallsdatum – nämlich spätestens dann, wenn der Bedarf nicht mehr vorhanden ist.

Sechstens gilt übrigens für alle Rituale, damit sie nicht zu reinen sinnentbehrenden, liebgewonnenen Alltagsgewohnheiten verkommen – nur nicht für meinen morgendlichen Kaffee 🙂

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