Mein ungeschönter Arbeitsweg als Konfliktklärerin
Wenn es in einem Team heißt „wir brauchen eine Mediation!“ , sind die wenigsten voller Begeisterung bei der Sache. Im Gegenteil: Vorbehalte dominieren das Geschehen, schließlich handelt es sich bei einer Konfliktklärung um eine der unangenehmsten Thematiken in einer Gruppe. Fragen wie: „Werden wir unangenehme Szenen aushalten müssen?“
„ Wie werde ich am Ende dastehen?“
„Ist das Klima in der Gruppe hinterher vielleicht sogar schlimmer als vorher?“ stehen im Raum.
Deswegen entscheiden sich viele Klärungsbeteiligte zunächst für eine steinerne Mine. Sie stellen eine ausdruckslose Fassade zur Schau, um sich die eigenen Gefühle nicht anmerken zu lassen. Reagieren alle Gruppenmitglieder so, entsteht kaum Kontakt. Wenn ich mit der Bearbeitung des Konfliktes starte, besteht also „die Gefahr der emotionalen Wüste“. Wenn ich nicht auf eine gute Kontaktgestaltung vorab und zu Beginn der ersten Sitzung achte, droht die Situation in „Es wird viel geredet und wenig gefühlt und gesagt“ abzudriften.
Die zweite Gefahrenzone lauert dann bereits ums Eck: „der Sumpf der Ziellosigkeit“. Wenn ich am Anfang nicht auf die Vereinbarung einer einenden Struktur für das weitere Vorgehen achte, nimmt die Dynamik des Werbens um die Bestätigung der eigenen Sichtweise und Position so schnell Fahrt auf, dass man sich besser anschnallen sollte. Die Fokussierung auf die Ziele und das Aushandeln eines gemeinsamen Weges sorgen nicht für eine bitter notwendige Entschleunigung des Meinungsaustausches, sondern bieten auch die erste Erfahrung, dass eine Einigung (doch noch) möglich ist.
Geht es dann endlich los mit dem Sichtweisenaustausch zu den zuvor strukturierten Konfliktthemen taucht schon Gefahrenzone Nummer 3 auf dem Weg auf: „Das Dickicht der Argumente“. Dieser Wortdschungel ist der eigentliche Grund, warum Konfliktklärungen strikt moderiert werden und über weite Zeiträume nur über „die Zwischenstation“ Mediator:in kommuniziert wird. Hier heißt es für mich mit aller Kraft, aller Empathie und allem mir zur Verfügung stehenden Handwerkszeug gegenzusteuern.
Sind nun die Positionen klar geworden, die Beweggründe und Emotionen verstanden, kommt es häufig vor, dass der Konflikt damit verschwindet. Genauso oft aber bleibt ein Interessensgegensatz bestehen. Und genau dieser droht dann kurz vor Schluss den gesamten Prozess wieder zum Kippen zu bringen. Gefahrenzone Nummer 4: „Bollwerk der Sturheit“. Hier hilft nur Geduld und Technik. Techniken, um Kompromiss- und Bewegungsmöglichkeiten auszuloten, Methoden um neue Lösungswege kreativ zu finden. Das ist manchmal mühsam und zäh. Aber wenn sie gefunden und entwickelt worden, dann halten diese Lösungen nachhaltig!