Konfliktmediation, Lösungsräume, Kompromisse, innerpsychische Zwickmühlen

Warum der feine Unterschied zwischen Erwartungen und Wünschen einen großen in Konflikten macht

Warum der feine #Unterschied zwischen #Erwartungen und #Wünschen einen großen in #Konflikten macht!
„Da kannst du dich auf den Kopf stellen, das tue ich nicht!“ (Reaktion auf eine geäußerte Erwartung). Erwartungen werden als Druck, der auf uns ausgeübt wird erlebt.

Ein „ich wünsche mir“ führt uns eher zum Ziel als Druck auszuüben.  Wieso ist das so? Weil eine Erwartung die psychische Qualität eines einklagbaren Anspruchs hat. Wird ein berechtigter Anspruch nicht erfüllt, haben wir das Gefühl von Ungerechtigkeit und den Handlungsimpuls, ihn einzuklagen. Wird fühlen uns zurückgewiesen oder abgewertet, wir ziehen uns gekränkt zurück, oder macht Druck, um unseren Anspruch doch noch durchgesetzt zu bekommen. Erwartungen sind eng verbunden mit moralischen Fehlern und Schuldzuweisungen. Dass unser Gegenüber sich in unseren Augen moralisch schuldig gemacht hat, untermauern wir gerne mit Vorwürfen und anklagender Haltung.
Doch selbst wenn eine Erwartung konfliktfrei erfüllt wird, hat dies unerwünschte Nebenwirkungen. Es fixiert unsere Beziehung in ein starres System. Wer etwas erwartet, ist in einer Warteposition. Statt im eigenen Interesse zu handeln, erwarteten wir, dass andere etwas für uns tun: sich nämlich so zu verhalten, wie es zu unseren Bedürfnissen passt. Aber so machen wir uns abhängig. Diese Abhängigkeit führt zu einem Gefühl der Ohnmacht und, falls das Erwartete ausbleibt, zu Aggression. Wird die Erwartung nicht erfüllt, kommt es somit entweder zu innerseelischen Ambivalenzen oder zwischenmenschlichen Konflikten. Denn unsere Ansprüche führen beim Anderen zur Zuspitzung eines psychologischen Grundkonflikts.  Mit unseren Erwartungen weisen wir unserem Gegenüber implizit oder explizit eine bestimmte Rolle zu. Dieser fühlt sich dadurch in seiner Freiheit eingeschränkt.  Und da wir alle einen angeborenen Impuls zur Selbstbestimmung haben, kann er fast gar nicht anders, als mit Widerstand zu reagieren. Entweder, er verweigert das Erwartete, um seine Autonomie zu bewahren, oder er beugt sich im Interesse der Zugehörigkeit. Beugt er sich, wird er den Verlust an Autonomie an anderer Stelle in Rechnung stellen.

Die psychische Qualität eines Wunsches dagegen ist viel offener. Wenn wir einen Wunsch haben und er uns nicht erfüllt wird, reagieren wir mit authentischen Gefühlen wie beispielsweise Enttäuschung, Ärger und Traurigkeit, statt mit der Klage über moralische Fehler oder Schuldzuweisungen. Traurigkeit und Verzagen rühren auf der anderen Seite viel eher an der Empathie als an der Abwehr, da sie ungleich weniger Abgrenzung erfordern. Gefühle ermöglichen es, dass wir auf eine andere Art und Weise über Geschehnisse in Kontakt treten, uns über sie auszutauschen.  Wünsche tragen zwar immer die Möglichkeit des Nicht-Erfüllt-Werdens in sich, sie bieten aber auch viel mehr Spielraum für Kompromisse und neue Lösungsräume.

In #Mediationen geht es deshalb häufig darum, Wünsche, die wie Ansprüche behandelt werden und deshalb zur Eskalation beitragen, wieder zurück zu verwandeln.

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