„… und damit beschäftigst du dich tagtäglich?!“ Das sagte vor kurzen (nicht ganz bierernst) ein Klient zu mir.
Ich mag nicht nur Konflikte, ich mag auch Metaphern! Sie bringen Dinge ausdrucksstark auf den Punkt und sind häufig unglaublich vielschichtig.
Konflikte sind also wie Kacke unterm Schuh. Wir versuchen ihnen auszuweichen. Wir halten genau dafür umsichtig Ausschau nach ihnen. Und dennoch passieren sie uns, ohne dass wir wissen, wie uns geschieht. Häufig merken wir es nicht sofort, sondern erst nach einer Weile. Dann hilft kein Ignorieren (mehr). Die Kacke sitzt fest und wir müssen uns darum kümmern. Wir fluchen über diejenigen, die uns das eingebrockt haben. Die Versuchung, den Schuh einfach in die Ecke zu stellen oder sich seines sogar zu entledigen ist und einfach einen anderen anzuziehen blitzt auf. Vielleicht tun wir es sogar mit Schuhen, an denen uns nicht so viel liegt. Denen, die es aber tun, widmen wir uns mit einem resignierten Stöhnen. Vieleicht schieben wir es eine ganze Weile auf. Aber irgendwann ist es so weit, wir fassen uns ein Herz und fangen an mit dem Bewältigen. Es ist unangenehm, manchmal schwer erträglich und vielleicht fragen wir uns auch, warum wir uns sprichwörtlich diese Kacke antun. Haben wir es aber geschafft, erfasst uns eine große Befriedigung, denn der Schuh ist so gut wie der Alte. Oder sogar besser. Ok, das trifft für den Schuh vermutlich nicht ganz zu, wohl aber für die Beziehung, die wir durch die Konfliktbewältigung gefestigt haben.
Ja genau, damit beschäftige ich mich tagtäglich. Und das mit nicht abnehmender Faszination und Leidenschaft! Allerdings greift diese Metapher an einigen Stellen dann doch zu kurz. Aus Hundekacke unterm Schuh wird selten etwas anderes als Hundekacke unterm Schuh. Aus Konflikten entsteht in vielen Fällen jedoch etwas anderes, etwas Neues. Konflikte führen zu einem besseren Verstehen. Wenn sie konstruktiv bewältigt werden, tragen sie sogar zu einer Festigung der Beziehung bei. Konflikte sind in ihrer Zusammensetzung häufig vielfältig und komplex. Sie sind kein Einheitsbrei. Sie verändern im Laufe der Zeit ihre Form, ihre Substanz und ihre Dynamik. Sie haben die Eigenschaft, weitere Menschen und Themen in ihren Bann zu ziehen. Sie faszinieren mehr, als dass sie Ekel hervorrufen. Und ja, manchmal stinken sie auch zum Himmel. Erfreulicherweise aber nur sprichwörtlich.